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Die Nautilus aus 20.000 Meilen unterm Meer
Wer kennt es nicht, das fabelhafte U-Boot aus 20.000 Meilen unter dem Meer aus dem Roman des französischen Autors Jules Verne. Verfilmt wurde das Buch unter anderem 1954 von Walt Disney.
Für mich war die Darstellung des U-Bootes schon immer begeisternd, eine Mischung aus Technik und Urwesen.
Als ich das Boot bei Engel entdeckte, war mir klar: Das wird gebaut.
Die Daten des Modells:
Maßstab: 1:32
L: 160 cm; B: 27 cm; Verdrängung: 17 kg (getaucht 18 kg)
Funktion: statisches Tauchen über 2 Kolbentanks mit à 500 ml; Beleuchtung
Bausatz: Alexander Engel KG
Baujahr: 2006
Bauzeit: ca. 2 Jahre
Auf den folgenden Seiten möchte ich Euch ein paar Erfahrungen zum Modell geben:
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Praktisch, wie vom Weihnachtsmann, habe ich kurz vor Weihnachten die Nautilus von der Post geliefert bekommen. Und wie es bei einem Weihnachtsgeschenk so üblich ist, habe ich mich gleich ans Auspacken gemacht.
Engel hat die Bauteile sauber verpackt und alles hat den Transport gut überstanden.
Der Nautilus liegt eine sehr ausführliche Bauanleitung bei, mit der man die einzelnen Bauabschnitte sehr gut nachvollziehen kann. Allerdings sollte man sich klar machen, dass es sich bei diesem Boot um keinen Schnellbausatz à la Graupner oder Robbe handelt. Hier ist viel zu tun, angefangen vom Feinschleifen der Oberflächen des Rumpfes bis zum Zusägen einzelner GFK Teile. Viele Beschlagteile habe ich selbst Bildern vom Film oder Bildern aus dem Internet nachgebaut.
Angefangen wird mit dem Anpassen der Rumpfformen und dem Einkleben des Druckkörpers aus dem Rumpfunterteil und dem Oberteil des Druckkörpers. Das Rumpfoberteil wird dann mit dem Rammsporn als Schraube im Bug und einer Lasche im Heck mit dem Unterteil, dem Druckkörper fixiert.
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Noch in der Bauphase entschied ich mich, die Antriebswelle nicht nach Bauanleitung über einen PVC-Schlauch abzudichten, sondern ein Messingrohr mit einem Simmer-Ring zu bauen, welches ich dann mit Fett ausfüllte, bis heute hat sich diese Bauweise bewährt:
Im nächsten Bauabschnitt war der Einbau der Technik dran. Es kommen zwei Preishammer Tauchtanks à 500 ml zum Einsatz, welche im Bug und Heck des Bootes eingebaut werden. Ich habe die Tauchtanks an der Grundplatte mit einer Lasche streckbar befestigt. Man muss beim Einbau darauf achten, dass die Tanks nur sehr knapp durch die Öffnung des Rumpfes passen. Da geht es wirklich eng zu.
Die Tauchtanks arbeiten gegenseitig, dadurch wird das Boot gleichmäßig geflutet und taucht auf ebenem Kiel ab.
Die vier Tiefenruder steuere ich je mit vier Standardservos an. Jedes Servo wurde in einem Halter montiert, damit ich dieses jederzeit austauschen kann. Je zwei Servos steuern parallel die hinteren oder vorderen Tiefenruder. Um eine bessere Wirkung zu erzielen, mische ich die hinteren und vorderen Tiefenruder gegenläufig, damit erziele ich unter Wasser eine Kippbewegung, welche für mich das beste Resultat zur Tiefensteuerung ergibt.
Das Ein/Ausschalten der Elektronik mache ich über einen magnetischen Betriebsschalter.
Ein besonderer Reiz der Nautilus ist die Beleuchtung des Führerstands und der Krokodilsaugen, sowie der beiden seitlichen Panoramafenster. Die LEDs aus dem Baukasten waren mir nicht hell genug, also ersetzte ich sie durch lichtstarke LEDs. Dazu habe ich die LED-Halter hinter den Panoramafenstern noch mal neu mit Lochplatine gebaut, mit Harz vergossen und hinter die Panoramafenster in einen Halter geschraubt. Hinter die Scheiben der Panoramafenster habe ich eine Platte eingebaut, auf die ich eine Lamellenblende wie bei einem Fotoobjektiv aufgemalt habe, dadurch entsteht der Eindruck, man könne die Fenster öffnen.
Die Turmbeleuchtung, der rechten und linken Panoramafenster wird über drei Doppeladern außerhalb des Druckkörpers angeschlossen. Die Verbindung habe ich aus 2 mm Goldkontaktsteckern hergestellt und die Kontakte werden mit einem Silikonschlauch abgedichtet, so dass es unter Wasser mit der Stromführung keine Probleme gibt. Man kann die Anschlüsse gut auf den folgenden Bildern erkennen.
Wenn alles eingebaut ist, geht es an die Lackierung.
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Der nächste große Bauabschnitt ist die Mimikry, also Schutzgestalt oder besser das Aussehen. Sprich die umlaufenden Sägezähne werden an die Rumpfform angepasst und mit Zwei Komponenten-Epoxidharz angeklebt.
Der Schraubenkranz und das Doppelruder werden aus Messing hergestellt. In dem Doppelruder befindet sich ein Blech, welches ähnlich einem Tiefenruder dafür sorgen soll, dass bei größerer Fahrt das Boot nicht mit dem Heck aus dem Wasser kommt. Das Problem dieses Fantasie U-Boots ist, dass die Rumpfform strömungstechnisch nicht optimal ist und das Boot dazu neig,t bei großer Überwasserfahrt mit dem Bug zu unter unterschneiden. Auch die seitlich angebrachten Tiefenruder sind natürlich nicht strömungsoptimal angebracht, sie zeigen nur wenig Wirkung, da sie ja im seitlich umlaufenden Gürtel liegen, besser ist, sie wären sie hinter der Schiffsschraube angebracht.
Weiter geht es bei den Rumpfarbeiten mit den Nieten. Der Bausatz sieht vor, dass nur die Nieten an der Rumpfoberseite angebracht werden. Das habe ich dann auch so gemacht, unter Wasser sieht man die Nieten ja nicht. Ein paar Nieten im Bugbereich an den Sägezähnen und bei der Heckflosse müssen selber gebohrt und eingesetzt werden.
Der Ring um die Schiffsschraube |
Der Bug mit den Sägezähnen |
Sieht schon aus wie ein echtes Seeungeheuer |
Die Heckpartie fertig zum Feinschliff |
Das Rettungsboot und die Trennung |
Der Zapfen mit dem das Deck im |
Als nächstes kommt der wasserdichte Verschlussdeckel des Druckkörpers. Er wird aus einer 2 mm ABS Platte und einer Aluplatte mit umlaufendem 3 mm O-Gummiring aufgebaut. Vor allem das Einpassen der Gummidichtung bei den Auskerbungen für die Schrauben ist trickreich. Man muss schon mit viel Geduld und mit einem guten Sekundenkleber arbeiten, damit hinterher alles wirklich gut anliegt. Ich habe den Zwischenraum zwischen O-Ring und der Aluplatte noch mal mit Silikon ausgefüllt, um auch sicherzugehen, dass alles dicht wird.
Deutlich zu sehen die 2 mm ABS Platte mit umlaufendem O-Ring. |
Die komplette Platte mit Muttern verschraubt. |
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Die Farbgebung der Nautilus verdient ein paar Worte, erstens hat sie bei mir mit am meisten Zeit in Anspruch genommen und erst durch die Farbgebung entwickelt die Nautilus ihre Faszination.
Wie aber bekommt man die, für die Nautilus typische Patina? Hilfe fand ich im Buch von Helmut Brauer: U-Boot-Modell Nautilus. Er beschrieb, dass man die Lackierung aus mehreren Schichten aufbauen soll. Nun ich habe Versuche mit Airbrush und verschiedensten Farbkombinationen gemacht. Irgendwann beim Versuchen hatte ich ein für mich zufriedenstellendes Ergebnis. Ich fing mit Schwarz als Grundton an, und überlagerte leicht verschiedene graue und braune Töne in Wolken (dunkle Töne) und Linien (helle Töne). Die Sägen wurden ebenfalls mit sehr feinen Linien herausgearbeitet.
Als oberste Schicht nahm ich Bronze Metallic-Lack und sprühte ganz dezent Metallic Wolken auf. Dadurch entstand ein Bronze-Effekt, der den Bildern aus Disney-World recht nahe kam. Bei zu viel Bronze sieht das ganze unrealistisch aus. Als Lack verwendete ich Tamiya Acryl-Lacke.
Zum Schluss wurde alles mit einem seidenmatten Klarlack überzogen.
Zum Abschluss der Bauphase nun die Trimmung. Erst wird der Rumpf ohne Deck so getrimmt, dass die Wasserlinie genau mit dem Deckel abschließt. Dann kommt der Deckel drauf und wird mit Hartfaserplatten hinterlegt, um damit den Restauftrieb einzustellen. Das Boot soll beim Fluten der Tauchtanks mit ein bisschen Übergewicht auf den Boden sinken, schaltet man die Tauchtanks auf Null, fahren die Kolben ca. 10% zurück und das Boot sollte nun fast schweben.
Hier ein paar Bilder vom Trimmen in dem extra dafür gekauften aufblasbaren Planschbecken:
Die Auftriebskörper unter |
Trimmen des Rumpfes im Planschbecken |
Gut zu erkennen, mit dem Ramm-Dorn wird das Deck am Rumpf fixiert.
Die Fahrerprobung verlief überraschend problemlos. Sprich es hat einfach alles funktioniert, einfach so:-)
Das Boot taucht sauber im Stand auf ebenem Kiel ab. Das Boot verhält sich sehr träge, bei großer Fahrt kippt es nach vorne ab und die Schiffsschraube kommt hinten heraus. Da hilft auch kein Gegensteuern der Tiefenruder. Bei großer Fahrt unter Wasser bekommt das Boot durch die Strömung Auftrieb und taucht auf. Also muss man das Boot eben langsam und vorbildgetreu fahren. Sowohl auf die Tiefenruder, als auch auf das Seitenruder reagiert das Boot nur langsam, kleine Kreise kann man also mit dem Boot nicht fahren.
Man muss die Nautilus also gemächlich fahren, Vollgas ist nicht. Dann lässt es sich problemlos steuern, einen Lageregler braucht man jedenfalls nicht. Auf jeden Fall ist die Nautilus auf dem See ein echter Hingucker. Der Effekt bei Nacht mit eingeschalteter Beleuchtung ist bombastisch.
Hier nun ein paar Impressionen vom fertigen Boot in seinem Element: